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Erster RNZ-Bericht über Eberbach

Eberbach zum ersten Mal in der Rhein-Neckar-Zeitung

Am 1. Dezember 1945 wird in der Rhein-Neckar-Zeitung über die Neckarbrücke berichtet 

Der erste Eberbach-Artikel in der neu herausgegebenen RNZ.

1. Dezember 2015
Von Rainer Hofmeyer

Bis nach dem Krieg wieder ein Zeitungsbericht über Eberbach erschienen ist, hat es noch eine ganze Weile gedauert. Heute vor 70 Jahren war es dann soweit. Am 1. Dezember 1945 berichtete die kaum ein Vierteljahr alte Rhein-Neckar-Zeitung über die Kleinstadt am Neckar. Die umfangreiche Meldung war sogar bebildert. Es war ein Artikel über „Die Eberbacher Brücke“. Die hatte neun Monate vorher, am 30. März, ein Sprengkommando der abziehenden Waffen-SS-Division „Götz von Berlichingen“ in die Luft gejagt, ehe am selben Tag die Stadt kampflos den Amerikaner übergeben wurde. 

Bei der Explosion waren die beiden mittleren Brückenteile in jeweils zwei Stücke durchgebrochen und in die Fahrrinne gekippt. Die Steinpfeiler selbst blieben intakt. Taktik der gezielten Zerstörung war wohl, die Überquerung für feindliche Truppen zu vereiteln und den Schiffsverkehr für die Alliierten lahmzulegen, aber die Grundstruktur der Brücke zu erhalten. Die Bevölkerung von Eberbach und seinem Stadtteil Neckarwimmersbach hatte damit keine direkte Straßenverbindung mehr. Als Ersatz wurde eine provisorische Fährverbindung aufgenommen, bei der Personen und Fahrzeuge übergesetzt wurden.

Als der inzwischen historische Eberbacher RNZ-Bericht erschien, waren bereits drei Bruchstücke der Überquerung wieder auf provisorische Holzgestelle gesetzt, die zusätzlich zu den originalen Pfeilern eingerammt worden waren. Das Stammholz hatten die Eberbacher Förster im Stadtwald geschlagen und bearbeitet. Das vierte Brückenteil sollte in wenigen Tage gehoben werden. Bei den Wiederaufbauarbeiten zeigten vor allem Eberbacher Schiffer ihr handwerkliches Geschick. Sie erhielten in der Zeitung ein Sonderlob, sogar aus berufenem Munde: Der Verfasser des Artikels, Wilhelm Künzel, war Regierungsbaumeister aus Berlin-Wannsee und offenbar selbst für die Reparatur der Brücke verantwortlich. 

Die Eberbacher Brücke war übrigens die erste entlang des ganzen Neckars, die nach einer kriegsbedingten Beschädigung wieder in Betrieb genommen worden ist. Zum Sommertagszug am 12. Mai 1946 zerschnitten die Stadtoberen unter Bürgermeister Kurt Nenninger bei der Wiedereröffnung der Brücke das obligatorische symbolische Band. 

Die Presselandschaft war noch recht dünn. Rhein-Neckar-Zeitung war nach dem Krieg die erste deutsche Zeitung der Region. Der DVP/FDP-Mann und spätere Bundespräsident Theodor Heuß, der danach langjährige Herausgeber und Chefredakteur Hermann Knorr (SPD) und KPD-Mitglied Rudolf Agricola hatten die erste Lizenz für eine deutsche Zeitung im amerikanischen Besatzungsgebiet Württemberg-Baden erhalten. 

Die allererste Ausgabe der Rhein-Neckar-Zeitung, Jahrgang 1, Nummer 1, erschien am 5. September 1945 unter „Lizenz Nr. 9 der Nachrichtenkontrolle der Militärregierung“. Von Darmstadt über Mannheim, Heidelberg, Bergstraße, Odenwald bis einschließlich Karlsruhe und Pforzheim ging damals das Verbreitungsgebiet der RNZ. Ein Exemplar für 20 Pfennig - Reichspfennig, versteht sich's.

Die RNZ berichtete nach dem Krieg exklusiv. Eine Eberbacher Lokalausgabe der Rhein-Neckar-Zeitung gab in allerdings noch nicht. Die Meldungen fanden sich unter der Rubrik „Heidelberg Stadt und Land“ wieder. Ein separater Lokalteil der RNZ - „Eberbacher Nachrichten“ - erschien erst am 1. Juli 1969, geschrieben in einer Lokalredaktion - wie heute. 
Heimische Presse, mit Verlagsort Eberbach, war 1945 noch lange nicht auf dem Markt. Die Stadt hatte zwar vor dem Krieg auch eine eigene Zeitung, sogar mit Tradition aus dem 19. Jahrhundert. Die „Eberbacher Zeitung“ als eigenständige Publikation war am 31. Mai 1935 auf Druck der Nationalsozialisten im „Stadt- und Landboten“ aufgegangen. Doch Ende 1943 hatte der Doppeltitel „Stadt- und Landbote - Eberbacher Zeitung“ sein Erscheinen eingestellt, „wegen Papiermangels“. 

Fünf Jahre lang erschien also in Eberbach überhaupt keine örtliche Zeitung. Dann startete der Stadt- und Landbote am 12. Juli 1949 an vier Wochentagen wieder eine regelmäßige Ausgabe. Die volle Erscheinungsweise des Stadt- und Landboten über die ganze Woche folgte erst 1954. Die „Eberbacher Zeitung“ als großen Titel gab es übrigens von 1935 bis 1964 überhaupt nicht. Denn erst mit dem neuen Layout 1964 wurden Haupt- und Untertitel gedreht. Seitdem heißt das Blatt „Eberbacher Zeitung - Stadt- und Landbote“.

Info. Recherche-Unterstützung: Stadtarchiv.

Der Bericht war über die im Krieg zerstörte Neckarbrücke.

Ersatzfähre bis zur Freigabe der Brücke.

Repros: Rainer Hofmeyer
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