Neuer Text

Eberbacher Wörterbuch

Herausgegeben von Rainer Hofmeyer

Über 120 mundartliche Schimpfwörter und Begriffe aus Eberbach, die man in Erinnerung behalten sollte.
Viele der gesammelten Begriffe sind nicht nur in Eberbach verbreitet, sondern wurden oder werden im kurpfälzischen Sprachraum gesprochen, zu dem sich Eberbach seit Jahrhunderten zählt.

Viele Begriffe sind den älteren Eberbachern so in Fleisch und Blut übergegangen, dass sie sie zwar situativ richtig verwenden, aber nicht unbedingt in der Lage sind, ihre Bedeutung und ihren Ursprung zu erklären. Selbst in einzelnen Eberbacher Stadtteilen gibt es verschiedenen Deutungen.

Eine verbindliche Schreibung für die Begriffe gibt es nicht. Sie werden auch oft von Ort zu Ort unterschiedlich betont und hergeleitet. Zum Beispiel "Niggel" statt "Nickel", "Bambl" statt "Bampl", "Hannebber" statt "Hannepper". Soweit sie sich teilweise aus hochdeutschen Wörtern ableiten lassen (z.B. Krippelbisser), werden sie nahe der amtlichen Schreibung der Wörter verwendet.

Haben Sie auch solche Eberbacher Wörter in Erinnerung? Schicken Sie sie bitte an > Eberbach-History!

ABC-Schisser

 Auch die Kleinsten haben Ihren Eintrag im Kurpfälzer Wörterbuch. Wie auch bei den Alten ist der Begriff nicht immer vorteilhaft gemeint, aber wenigstens nicht böse. „ABC-Schisser“ sind bei uns Schulanfänger, ABC-Schützen. Also diejenigen, denen man das Alphabet erst noch beibringen muss und die sich noch nicht als Große fühlen sollten. Den zweiten Teil der Bezeichnung, nach dem ABC, brauchen wir nicht besonders zu erläutern. Genauso wenig wie die andere Variante. Das sind die „ABC-Stritzer“ oder auch „ABC-Schritzer“ Die Deutung ist im Ergebnis die gleiche. Nur die Form der im Wort steckenden körperlichen Erleichterung ist eine andere.

 

Awwerkatz
Die „Awwerkatz“ aus dem Heumarkt war ein weibliches Original in der Stadt. Die Frau konnte schlecht sehen. Als sie meinte, ihre schwarz-weiße Katze mit einem Armschwung und einem lauten „Awwer Katz‘!‘“ - „Aber, Katze!“ - vom Küchenherd verjagen zu können, flog die volle Emaille-Kaffeekanne durch die Küche. In der Kleinstadt Eberbach hatte sich das Missgeschick schnell herumgesprochen, und die Frau hatte ihren Uznamen weg.

 

Bachl
Der „Bachl“ oder „Bachel“ ist ein Trottel, ein Dummkopf, ein ungeschickter Mensch, natürlich nur in der männlichen Form; eine weibliche Bachel gibt es bei uns nicht. Wohl haben die Schwaben eine "Bachala", also eine weibliche Form. Das Schimpfwort Bachl gibt es auch im Schwäbischen und Bayerischen. Eine beleibte, plumpe Gestalt wird auch als „Bachl“ bezeichnet. Deshalb vermutet man, dass die Herkunft des Wortes im Bacchus liegt, dem dicklich dargestellten griechischen Gott des Weines.

 

Baggaasch
„Baggaasch“ ist weit verbreitet, wird aber auch bei uns abwertend für einzelne Eigenschaftsgruppen gebraucht. Es steckt das französische Wort „bagage“ für Gepäck dahinter, aber auch für Tross, also all das, was hinter einer militärischen Truppe herzog. Und so sind wir schnell bei den Bedeutungen „Gesindel“ oder „Pack“; Eigenschaftskreise, die wohl eher ihre eigenen Interessen im Kopf haben. Mit dem besonders beleidigenden Zusatz „asozial“ kostet die „Baggaasch“ tausend Euro Strafe.
[1]

 

Bambler
Den „Bambler“ gibt es auch in unserer Gegend, bestätigt das Pfälzische Wörterbuch. Wenn man das dazugehörende Verb hört, kommt man auf die Bedeutung des „Bamblers“. Es heißt „bambeln“ oder „verbambeln“. „Ich habe es verbambelt“ sagt: „Ich habe es vergessen“. Der „Bambler“ ist also ein vergesslicher, nachlässiger Mensch. „Bambeln“ gibt es auch in einer zweiten Bedeutung: das ist ein eher wackelndes Hängen eines angebundenen Gegenstandes im Sinne von „Der Knopf ist an der Jacke rumgebambelt“.

 

Bankert
Uneheliches Kind. Der auf der Bank Gezeugte.

 

Bappsack
Wer ein schmutziger Kerl ist, muss sich bei uns in der Kurpfalz das Wort „Bappsack“ gefallen lassen. Der Begriff ist auch im angrenzenden Hessen recht verbreitet. Was da „bappt“, also beim Manne wegen der Unsauberkeit festklebt, kann man sich vielleicht denken und brauchtnicht so ohne Weiteres erläutert werden. Einen draufgesetzt bekommt dann noch der „alde Bappsack“.


Berschde

 „Berschde“ ist nicht etwa das weibliche Pendant zu „Berscht’l“. Denn im ersten Fall ist die Bürste gemeint, beim Buben ist es das Bürschlein, das hinter dem Kurpfälzer Begriff „Berscht’l“ steckt. „Berschte“ sagt man zu einer Frau, den man als „Mannweib“ oder „plumpes Weib“ bezeichnen will. So jedenfalls erläutert auch das Pfälzer Wörterbuch diesen Begriff.

 

Bobb'
Eine „Bobb‘“ ist eine Puppe, eigentlich ein Kinderspielzeug. Der Begriff wird jedoch auch für junge Frauen gebraucht. „Hurra, die Bobb danzt“, heißt es, wenn das Mädchen den Tänzern auf dem Odenwälder Volksfest besonders gefällt.

 

Bobbele
Das berühmteste „Bobbele“ ist Boris Becker
[2], aufgewachsen in Leimen, also im Kurpfälzer Sprachraum. Wir meinen mit „Bobbele“ einen Säugling oder ein Kleinkind. „Bobbele“ steht in unserer Mundart für Puppe, auch „Bobb“ - in Verniedlichung. „E Bobbeschees“ ist ein Puppenwagen oder ein Kinderwagen. „Schees“ hat französischen Ursprung - Chaise, Wagen.

 

Borzel
„Borzel“ ist ein kleines, niedliches, possierliches Kind, vielleicht noch im Windelalter, das mit seinen kurzen Beinchen immer wieder wieder durch die Wohnung purzelt. Ein kleiner Kerl: „Purzel“. Doch statt des hochdeutschen Wortes „Purzel“ sprechen wir in unserem Dialekt „Borzel“. „En kleener Borzel“ - durchaus doppelt verniedlichend gemeint.
[3]

 

Brogge
Für kräftige, große Männer haben wir mehrere Begriffe. Die gehen vom ungehobelten, draufhauenden „Wescher“ bis hin zum etwas körpergrößeren „Schlack’l“ oder „Schlaggl“. Wenn man „so en Brogge“ sagt, meint man „solch einen Brocken“, nämlich einen Menschen mit kräftigem Wuchs, vielleicht sogar ein dickliches Kleinkind. Beim „Brogge“ geht das Spektrum also von Groß bis Klein und von Jung bis Alt.

 

Dackel[4]
Der Dackel ist ein kleiner, krummbeiniger Hund, ein Freund des Jägers. Wir in der Kurpfalz haben diesen Namen auch für Menschen parat, nicht immer ganz freundlich gemeint. Ein menschlicher „Dackel“ ist so etwas wie ein Depp, ein Blödmann. „Du Dackel!“, ist eine immerhin noch zurückhaltende Beleidigung. Wenn wir unser negatives Urteil etwas verschärfen wollen, setzen wir noch eins drauf: Dann wird aus dem „Dackel“ ein „Hansdackel“. Wollen wir das Ganze etwas abmildern, wird aus dem „Dackel“ ein „Halbdackel“.

 

Dabbes
„Dabbes“, „Dappsack“, „Dabbschädel“ - gleich eine Summe von Ausdrücken für immer das Gleiche oder den Gleichen. Nämlich für einen ungeschickten, tollpatschigen Menschen, jemand, der nach unserem Verständnis als mit der Eigenschaft „dappisch“ aufwarten kann. Die Bedeutung ist: ein Depp.

 

Dadderisch
Den „Dadderisch“ als Person gibt es bei uns meist mit dem Attribut „alt“. Ein „Dadderisch“ ist jemand, der insbesondere wegen seines Alters zittert. Es gibt aber auch die mehr oder weniger medizinische Alltags-Diagnose: „Der hat den Dadderisch“. Der Begriff findet sich auch im benachbarten Südhessen. In Darmstadt wurde 1841 die Lokalposse „Der Dadderisch“ geschrieben. Sie spielt um einen wegen Trunksucht aus dem Dienst entlassenen Finanzbeamten.

 

Daahb-Ohr
Mancher musste sich einst gefallen lassen, ein „Daahb-Oohr“ zu sein, oder es wurde über ihn so gesprochen: ein „Taub-Ohr“. Schlecht zu hören, brachte bei uns also gleich einen besonderen Titel ein. Ganz taub musste man für das „Daahbohr“ übrigens nicht sein: „Der Kall, des aalde Daahb-Ohr“ heißt: „Karl hört schlecht.“

 

Dallagger[5]
Herzuleiten ist der Begriff „Dallagger“ nur schwer oder gar nicht. Dummkopf, Depp, Blödmann - das ist die Bedeutung für den Eberbacher. Eine mögliche historische Spur hat der ehemalige Eberbacher Stadtarchivar Dr. Rüdiger Lenz gefunden.
[6]„Dallagger“ klingt ähnlich wie der Name „Thalacker“ - eigentlich Hans von Massenbach, genannt Thalacker, ein Kraichgauer Ritter und berüchtigter Wegelagerer, auch „Heckenreiter“ genannt. Der junge Götz von Berlichingen war um 1500 drei Jahre bei ihm in die „Raubritterlehre“ gegangen. Der „Ritter mit der eisernen Hand“ wohnte bis zu seinem Tode 1562 in unserer Nähe bei Neckarzimmern auf der Burg Hornberg, die er 1517 gekauft hatte. Wie aus dem Namen „Thalacker“ schließlich der negative Begriff „Dallagger“ wurde, ist Spekulation.

 

Darmschläfer
Fast könnte man meinen, unser Begriff „Darmschläfer“ käme aus der Medizin, ein Parasit, der sich im Körper eingenistet hat. Wir meinen damit jemanden, dessen Talente wohl im Verborgenen liegen müssen. Es ist jemand, der nichts zustande bringt, dem man immer wieder auf die Sprünge helfen muss. Da haben wir uns auf jeden Fall eine recht drastische Beschreibung ausgesucht.


Deig-Aff'

 "Teigaffe"; Bäcker.

 

Derrripper
Hier wird das Aussehen einer Person beschrieben. Nach der neusten Rechtschreibung muss das Wort wohl mit drei R geschrieben werden. „Dürr“ und „Rippe“ bilden den Begriff - in Eberbacher Dialekt gesprochen. Will heißen, es ist jemand ganz Dürres, bei dem man die Rippen einzeln zählen kann. „Er ist ein „Derrripper“. Das Wort ist in keinem Mundart-Verzeichnis zu finden.


Detschler

Tätschler; einer, der gerne den Damen auf den Hintern klopft.

 

Dilldapp[7]
Eine gesteigerte Form des Deppen.

 

Dollbohrer[8]
Der „Dollbohrer“ ist nicht nur im pfälzisch-schwäbischen Sprachraum verbreitet, sondern hat es auch in den Duden geschafft. Dort ist er als "ungeschickter Mensch" bezeichnet. Wir in Eberbach stellen ihn uns vor, wie er mit einem Bohrer immer wieder danebentrifft und kein richtiges Loch ins Holz bringt. Geht man dem mittelniederdeutschen Begriff Dolle nach, der Dicke oder Daumen bedeutet, bohrt sich der Dollbohrer selbst in den eigenen Daumen.

 

Dorschtl
Jemand, der gerne mal einen trinkt, gerne "Dorscht" (Durst) hat, ohne ein Trinker zu sein.


Dreggstickel

 Im Wort „Dreggstiggl“ steckt „Dreck“, aber nicht etwa im Sinne von Schmutz, äußerer Unsauberkeit. Der Dreggstickel ist ein Mensch, der eher moralisch nicht der Norm entspricht. Gleichbedeutend mit dem Dreggstiggel dürfte wohl der Drecksack, der Dreckskerl sein. Der Satz, „Der is en Dreggstiggel“, nimmt ein Eberbacher Schimpfwort auf, das durchaus beleidigend sein kann. Direkt sollte man den „Dreggstiggl“ seinem Gegenüber ganz bestimmt nicht ins Gesicht sagen. „Du Dreggstiggel!“ vor Gericht gebracht, dürfte sicherlich etwas kosten.

 

Dummbabbler
Dummschwätzer. "Schwätzen" heißt in Eberbach "Babbeln".

 

Eedärm’l[9]
„Der is ‘n Eedärm‘l“, sagt man bei uns. Eine Frau kann ebenfalls so tituliert werden. Wenn man die hochdeutschen Begriffe „Ein“ und „Darm“ herausliest, liegt man richtig: „Eindarm“. Im „Deutschen Wörterbuch“ der Gebrüder Grimm finden wir den „Eindarm“ auch. Gemeint ist danach „ein hagerer, dünner Mensch, der gleichsam nur einen Darm zu haben scheint“. Wer so ausgestattet wäre, würde seine Kost nur begrenzt verwerten, bliebe also dünn. Das Adjektiv dazu ist „eindarmig“. In unserem Dialekt sagt man dann: „En ganz eedärmlischer Kerl“.

 

Fasseboz
Jemand, der zur Fastnachtszeit verkleidet ist.


Feger

Während in vielen Gegenden unter „Feger“ eher ein Handbesen zu verstehen ist, bezeichnen wir hier bei uns mit dem Schimpfwort insbesondere eine „vitale, leichtlebige Frau“, so jedenfalls das Pfälzer Wörterbuch, das sogar bis zur „mannstollen Frau“ geht. Die maskuline Variante des „Fegers“ schließen wir aber bestimmt nicht aus. „Der Feger“ kann also weiblich wie männlich sein. Eine „Fegerin“ kennen wir sprachlich gesehen also nicht.

 

Ferzbeitll[10]
Der „Ferzbeitl“ ist ein Spinner. Er hat so manche "Ferz" im Kopf (Gehirnwinde). Unsinn würde man dazu sagen. Die Steigerung dessen, was der „Ferzbeitl“ von sich gibt sind "Ferz mit Kricke" (Fürze mit Krücken). „Ferzbeitel“ ist ein sanftes Schimpfwort.

 

Frierhinkel
Jemand, der sehr schnell friert, eher eine weibliche Person. Man stellt sich ein gerupftes Huhn (Hinkel) vor, das nicht mehr genügend Federn gegen die Kälte hat. "Sie ist ein Frierhinkel", sagt man.

 

Freckling[11] [12]
Im kurpfälzischen „Freckling“ steckt „Verreckling“ oder „Verrecker“. Ein hinfälliger Mensch kann damit gemeint sein, aber auch jemand, dem man Böses wünscht; es muss ja nicht gleich das Verrecken sein. Das Wort „verrecken“ steckt auf jeden Fall drin.
[13] Hinfällige Tiere werden auch als „Freckling“ bezeichnet.


Gassebuu

 „Gassebuwe, fangt se“, musste sich früher beim Spielen mit den Jungs so manches Mädchen anhören und dann in Schrecken erstarren. Gassebuwe waren die kleinen Buben, die in der Eberbacher Altstadt, auf der Gass‘, Fangen spielten, Fußball kickten, bis der Schutzmann ihnen den Ball abnahm, den sie erst dann wiederbekamen, wenn sie im alten Polizeirevier in der Kellereistraße an der Verkehrserziehung teilgenommen hatten. Heute undenkbar. Die Eltern würden einen Aufstand machen. Früher haben sie von der kleinen Strafe in der Regel gar nichts mitgeteilt bekommen. So haben die Kleinen auch schon sehr früh die Verkehrsregeln gelernt. Mit 18 ist dann so schnell keiner bei der Führerscheinprüfung durchgefallen – wie heute.

 

Gosch‘[14]
Beim Begriff „Gosch‘“ haben wir gleich zwei Bedeutungen. Zum einen ist es das lose, böse Mundwerk an sich, „die Gosche“. Da wir es hier jedoch mit Wörtern zu tun haben wollen, die Eigenschafts in ihren Eigenschaften betreffen, gilt die zweite Variante. Da meinen wir die Beleidigung, die vornehmlich auf eine Frau zielt - weil eben „Gosch‘“ weiblich ist. „Maria, die ald‘ Gosch‘“, heißt, dass Maria eine Frau mit einem ganz, ganz bösen Mundwerk ist. Ganz böse ist das Schimpfwort „Schlappgosch“.

 

Gräänzer, Gräänzerin
Meist bedachte man mit „Gräänzer“ oder „Gräänzerin“ in Eberbach ganz bestimmte Eigenschaften. Die hießen dann „der Gräänzer“ oder „die Gräänzer’n“, fast schon als Ersatz für den Familiennamen. Manches Stadtviertel hatte jemanden mit dieser Auszeichnung. Die derart Benannten zeichneten sich durch beständiges Jammern, Lamentieren, Zetern, Heulen und Wehklagen aus, meist öffentlich. Ihre Stimmen waren in der ganzen Nachbarschaft zu hören. In „gräänzen“ steckt „greinen“, also weinen und klagen. Ein Gräänzer ist ein Greiner, eine Gräänzerin oder Gräänzer’n eine Greinerin.

 

G‘scherrbänk’l
Kaum zu glauben, dass der Begriff „G‘scherrbänk‘l“, kleine Geschirrbank, etwas mit einem Menschen zu tun hat. In Eberbach wurde er jedoch abwertend für Frauen verwendet. „Die is e G’scherrbänk’l“ hat etliches an Missachtung ausgedrückt. Gemeint war, dass die Betreffende wenig Persönlichkeit hatte, vielleicht auch hässlich war. Wie der Begriff den Sprung von einem Alltagsgegenstand aus der Küche auf das Menschliche fand, ist nirgendwo beschrieben. Auch im Pfälzischen Wörterbuch findet er sich nicht.

 

G'scherter
Eigentlich müsste ein „G'scherter“ ein Gescherter sein, also jemand, dem man die Haare auf dem Kopf gehörig gestutzt hat. Wenn man in Eberbach allerdings von einem „G'scherten“ spricht, macht man gleich eine Scheibenwischer-Geste vor dem eigenen Gesicht. Ein „G'scherter“ kommt mit abwegigen, konträren Vorstellung und kann durchaus boshaft sein. In den Begriff „G’scherter“ ist alle persönliche Ablehnung gelegt.

 

Gsoggs
„Gsoggs“ ist im süddeutschen Raum weit verbreitet und wird in Eberbach selbstverständlich auch verwendet. „Gsoggs“ ist gleichbedeutend mit Gesindel, Pack oder „Baggaasch“. Sprachlich etwas gehobener wird auch von „Gesockse“ gesprochen, dann sind vielleicht die edleren Eigenschaftsstände gemeint. „Des ganze Gsoggs“ - „Das ganze Gesockse“. Wo sich der Begriff „Gsoggs“ herleitet, ist nicht eindeutig beschrieben. Vielleicht besteht ein sprachlicher Zusammenhang zwischen „Gsoggs“ und Socken. „Die Socken“ - so wird manchmal ja abwertend über bestimmte Eigenschaftsgruppen gesprochen.

 

Haagsaicher
Dass ein „Haagsaicher“ ein junger, ungestümer Mann sein soll, wie in zwei, drei Mundartwörterbüchern steht, können wir hier bei uns nicht bestätigen. Im Gegenteil. Es kann es sich nur um den Lehrer handeln. „Haagsaicher“ sind nicht immer sehr humorvoll veranlagt.

 

Hallgässler
Beim „Hallgässler“ schwingt viel mehr mit als nur eine Ortangabe in der Eberbacher Altstadt. Denn hier bezeichneten wir früher die Menschen aus dem Eberbacher Armenhaus, das in der Hallgasse stand. „Hallgässler“ gibt es also nur in Eberbach.
[15]

 

Hannebambl
Im „Hannebambel“ steckt ein ganzes Bündel Beleidigungen: Depp, Trottel, Idiot, Dummkopf, ungeschickter Mensch. Es liegt wohl auch an der Lautstärke des Schimpfenden, wie verletzend der Vorwurf sein soll. Einem Richter müsste man heute aber schon klarmachen müssen, worin die Beleidigung steckt. Womöglich kommt ein „Hannebambl „einer Figur im Puppentheater gleich, die an Fäden hängt (bambelt).

 

Hannebber
Der Hannebber ist ein Lappeduddl, ein Hannebambl, ein Lahmsieder - oder auf gut Deutsch: ein Mensch, der nicht viel zustande bringt. Das Pfälzische Wörterbuch führt den Begriff „Hannebber“ nicht auf. Eine Erklärung kann sich aus dem Gebrauch des Schimpfwörters im Eberbacher Stadtteil Rockenau ergeben. So soll mit solchem „Hannebber“ geklärt sein, ob jemand männlich oder weiblichen Geschlechts ist.

 

Hartriggl
„Der ist ein Hartriggel“, sagt mit einem Satz in Eberbach treffend, dass man es hier mit jemandem zu tun hat, der mit einem nicht immer sofort auf einer Linie liegt. Böse ist der „Hartriggel“ nicht. Aber als stur und zäh kann man ihn schon beschreiben. „Hartnäckig“ kommt dem Begriff schon am nächsten. Es dauert halt manchmal etwas länger, bis man von einem „Hartriggel“ das bekommt, was man will. Er ist also zu überzeugen. In Geldfragen kann man seine Eigenschaft als „geizig“ beschreiben.


Hergeloffener

 Hergelaufener.

 

Hewwl
„Hewwl“ steht für einen ungehobelten, ungebildeten, grobschlächtigen Mann. „Hewwl“ kommt aus dem Mittelhochdeutschen und steht für Hebel, Prügel, Knüppel. Die Eberbacher hatten auch noch eine Ergänzung für die Nachbarn von der Höh‘: den "Oudewelder (Odenwälder) Hewwl". Und dazu auch noch den „Bauernhewwl“. Das Adjektiv „hewwlisch“ steht für vor allem körperliche Rücksichtlosigkeit, zum Beispiel beim Sport.

 

Hoidoi
Den „Hoidoi“ könnte man am ehesten als Hallodri (unbeschwerter, leichtfertiger Mensch) beschreiben; klingt auch irgendwie ähnlich.

 

Hoschpes, närr'scher
Den „Hoschpes“ ohne weitere Eigenschaften gibt es in Eberbach eigentlich selten. Meist heißt er nämlich „närr’scher Hoschpes“. Wohl verwendet man mit dem „Hoschpes“ den lateinischen Begriff „hospes“, der Gast oder Gastfreund bedeutet. Es ist in Eberbach aber eine eigene Formel draus geworden, die mit diesem Ursprung offensichtlich nichts mehr zu tun hat. Es handelt sich beim „närr’schen Hoschpes“ auch nicht um einen Narren, sondern um einen überaus unruhigen, „närr’schen“ Zeitgenossen, der oft die Harmonie einer Zusammenkunft oder eines Gesprächs stört.

 

Hoseschisser
Angsthase. Das Wort „Hoseschisser“ sagt alles: die Hose voll.


Hotteldott’l
Mit „Hotteldott’l“ gemeint ist damit ein ungeschickter, fahriger Mensch; so erfasst auch im Pfälzer Wörterbuch. Unser Sprachraum hat auch noch den einfachen „Dott‘l“ als „langsamer, ungeschickter, einfältiger Mensch“ und den „Hanndott‘l“, bei dem in der Beschimpfung noch eines draufgesetzt wird. 
[36]

 

Hudd‘l

 „Hudd‘l“ haben wir in Eberbach sowie männlich als auch weiblich. „Die Hudd‘l“ ist eine schlampige Frau. „Der Hudd‘l“ ist wiederum ein unzuverlässiger Mann, der alles durcheinanderbringt, wir sagen: „verhuddelt“. Dann haben wir daneben mit dem „Hudd’l“ den Unrat, den man vielleicht in seiner Wohnung gesammelt hat. Das Pfälzer Wörterbuch kennt alle Varianten.


Hutschebebbes
Eberbacher Synonym für einen"unruhigen Hintern", sprich: Jemand, der keine Ruhe im Hintern hat. "Hutsche" kommt wohl von rutschen (hin und her rutschen) und "Bebbes" von Bobbes, also Hintern.


Hutsimbl
Der „Hutsimbl“ ist ein besonders „simpler“, einfältiger, dummer Mensch, die Steigerung zum einfachen Simpel. Mit dem Hut auf dem Kopf soll der Begriff nichts zu tun haben. Die „Hut“ war vielmehr die Aufgabe der militärischen Bewachung einer Stadt. Wer es nicht geschafft hat, sich intelligent davor zu drücken, der war ein „Hutsimbl“. Der Ursprung des Wortes soll in Mainz liegen, wo man recht stark militärische Aufgaben verulkt hat. Vieles am Mainzer Karneval ist eine Persiflage auf das Militärwesen.
[16]

 

Hutzel
„Hutzel“ ist kein Kosewort für eine Frau. Der Begriff ist abschätzig gemeint. „E aalde Hutzel“ ist eine alte verrunzelte Frau. Liselotte von der Pfalz hatte diese Beschreibung sogar aus Heidelberg an den Hof Ludwigs XIV., ihres Schwagers, in Versailles mitgenommen, wo sie die letzte Mätresse des Königs, Madame de Maintenon, als „alte Hutzel“ bezeichnete. Dass eine Hutzel im pfälzischen Sprachgebrauch auch eine verdorrte Pflaume oder Birne ist, macht die „aalde Hutzel“ noch viel anschaulicher.


Iwwerzwerch

 Wenn man den Begriff „Iwwerzwerch“ aus dem Kurpfälzischen ins Hochdeutsche übersetzt, kommt man auf den „Überzwerg“. Man könnte meinen, das wäre ein besonders kleiner Zwerg oder jemand, der größer als ein Zwerg, ihm also „über“ ist. Doch, im Pfälzischen Wörterbuch steht das Adjektiv „iwwerzwerich“ für quer, diagonal, überkreuz, verdreht. Ein „Iwwerzwerch“ oder „Iwwerzwercher“ ist also jemand, der durcheinander ist, im Kopf, in seinen Handlungen.[1]

 

Jucker
„Jucker“ ist ein früher in Eberbach gebräuchlich gewesener Begriff, den heute niemand mehr so recht zuordnen kann. Es kann sein, dass es sich hier um einen unruhigen Menschen handelte, der immer wieder auf dem Hosenboden hin- und her-gerutscht war. Ein anderer hieß „Jucker“, weil ihm einmal in der Schule Juckpulver ins Hemd gesteckt worden war. In der Altstadt gab es einen städtischen Straßenkehrer, dem wegen seines Berufes der Name „der Jucker“ zugeschrieben wurde. Denn er „juckte“ die Straße mit seinem Reisigbesen. Straßenkehrer hatten in Eberbach allgemein den Schimpfnamen „Straßenkitzler“ .

 

Kiwwelschisser
"Kiwwel" meint "Kübel", und aus der Wortverbindung liest man die Beleidigung deutlich heraus.


Klebberderrer

 Da haben wir mit „Klebberderrer“ wieder ein Schimpfwort, das sich auf Aussehen und Gestalt eines Menschen bezieht, wie der Derrripper, der Dürr-Ripper, über den wir schon berichtet haben. Es gibt bei uns die Wörter Klebberderrer und Klebberderre. Einmal ist es der klapperdürre Mann, einmal ist es die klapperdürre Frau. Hier sind also beide Geschlechter gleichermaßen tituliert. Was hier rappert und klappert, ist das Knochengestell der nicht ganz Wohlgenährten.[2]

   

Knoddl
„Knoddl“ klingt fast wie Knödel, aber auch ähnlich Knuddel oder Knoten. Ein kleines Kind kann ein „Knoddl“ sein; es ist eben knuddelig oder rundlich. Dann haben wir aber auch noch den „Mauseknoddl“. Das ist das, was die Mäuse hinterlassen, wenn sie den Speck verdaut haben. Wenn ein körperlich kleiner Mensch ganz besonders wichtigtut und sich aufplustert, bekommt er von uns das Prädikat „uffg‘stellter Mauseknoddl“ - das Ganze also senkrecht in die Höhe.

 

Koffer
Ein kräftig gebauter Mensch, wie ein sperriger Koffer. Kann Mann oder Frau sein.

 

Korona
Mit einer Krankheit
[17] hat unser Begriff „Korona“ nichts zu tun. Aber Plage kann schon ihre Bedeutung sein. Wenn nämlich jemand „mit seiner ganzen Korona“ anreist, dann hat er schon einige lästige Begleiter im Schlepptau. Meist ist es die kreischende Kinderschar, aber vielleicht auch das ganze Gesindel, die „Baggaasch“. Corona kommt vom Lateinischen: „Krone“ oder „Kranz“. Gemeint sind bei uns die, die jemanden umgeben, umschwirren - wie ein Kreis um eine Lichtquelle. Manches Gestirn hat eine Corona, einen Lichtkranz. Und so ist „Korona“ auch in unsere Kurpfälzer Sprache gekommen.[18]

 

Krampe
Der Begriff Krampe steht mit der entsprechenden Bedeutung sogar im Pfälzischen Wörterbuch: Der „Krampe“, gesprochen: „Krambe“. Nach diesem Verständnis handelt es sich nicht etwa um den gebogenen kurzen Draht mit zwei Spitzen, sondern um einen Menschen, der als eigensinnig, störrisch, grob und ungeschliffen gilt. „Der alde Krambe“ - so wird bei uns jemand beschrieben, mit dem man nicht so leicht auskommt. Der Landmann bekommt mit dem „Bauernkrambe“ auch sein Fett ab.
[19]

 

Krippelbisser
Namen für unangenehme Zeitgenossen gibt es in Eberbach natürlich auch. Der „Krippelbisser“ ist so einer. Dass der so titulierte Mensch im übertragenen Sinne bissig ist, steckt schon im Wort. Es ist jemand, der manchmal aus dem Nichts heraus angreift, der stört und queruliert. Fragt sich, woher der Begriff kommt. Mit „Krüppel“ hat er nichts zu tun. Es ist ein Bild aus dem Tierreich. Beschrieben wird das aggressiv-auffällige Pferd im Stall, das sich nicht ruhig verhält und voller Angriffslust in seine Futterkrippe beißt - „Krippenbeißer“ oder „Krippelbisser“, was in der Kurpfalz draus geworden ist.


Krischer

 Ein „Krischer“ ist in Eberbach jemand, der gerne schreit, laut ist. Die Auswahl geht vom Kleinkind bis hin zu Erwachsenen. Der Begriff „kreischen“ steckt dahinter. Im Pfälzer Wörterbuch steht unter „Krischer“: „Mensch, der mit großem Stimmaufwand spricht, Schreier“. Dafür haben wir für die Vorderpfälzer (von Ludwigshafen bis Neustadt an der Weinstraße) den „Pfälzer Krischer“ parat, wegen der „den Pfälzern nachgesagten lautstarken Artikulation und dem Hang zum Krakeelen“, wie im Wörterbuch der Dialekte verzeichnet ist. In Eberbach haben wir auch noch den „Gränzer“ oder „die Gränzern“. Gemeint ist etwa dasselbe wie „Krischer“.

 

Krott
Eigentlich: Kröte. Ein kleines Mädchen; auch: "goldische Krott". Die "Schollekrott" ist eine Erdkröte, wobei Scholle gleich Erde bedeutet.
[20]


Laalemaier

 Beim Laalemaier werden beide drinsteckenden Wörter möglichst lange gedehnt, vor allem das Maier. Der Laalemaier ist ein Lappedudd‘l, ein Lahmsieder, ein nachlässiger, schlaffer, träger Mensch. Im Pfälzer Wörterbuch ist der Laalemaier nicht zu finden. Wenn wir jemandem nichts zutrauen, wissen wir, wie wir ihn hierzulande bezeichnen.

 

Labbedudd’l
Dieses Schimpfwort für den Mann, wenngleich nur ein mildes, kennen wir bereit: den „Labbedudd‘l“. Dies ist jemand, den seine geistige Unbeweglichkeit auszeichnet, der durch Einfalt geprägt ist, dem man „beim Gehen die Schuhe besohlen“ kann. Der „Labbedudd‘l“ ist genauso einschläfernd wie der mit Alkohol und Zucker getränkte Lappen („Labbe“), den man früher kleinen Kindern vor die Nase hielt, damit sie bald „einduddeln“, also sanft einschlafen.


Lack’l
Für den „Lack‘l“ gibt es eine ganze Reihe von Bedeutungen. Die gehen von einem großen Kerl über eine nachlässige, träge Person bis zum Bengel und groben, ungebildeten Menschen. Wie so oft entscheidet sich die eigentliche Wertung aus der Situation, dem Gegenüber und den Tonfall, in dem man das Wort ausspricht. Als Schimpfwort für Bauern gibt es den „Bauernlackel“. Teilweise wird kolportiert, dass der „Lack’l“ auf den französischen General Mélac zurückzuführen ist, der im Jahr 1689 das Heidelberger Schloss sprengen ließ. Mélac wütete mit seiner Rheinarmee in der Kurpfalz und griff viele Dörfer entlang des Neckars und der Bergstraße an, darunter auch Ladenburg.

 

Lauser

 Der „Lauser“ ist in Eberbach ein ganz mildes Schimpfwort für einen meist noch jungen Kerl. Es ist eigentlich nur die Kurzform von „Lausbube“. In anderen Gegenden ist die Bedeutung wesentlich härter. Dort spricht man teilweise auch vom „Lausert“ und meint damit: schmutziger, gemeiner, frecher Mensch, Lausbube, Taugenichts, Lump.

 

Lumpemensch
Wenn man einer Frau direkt ins Gesicht sagt, sie sei ein "Lumpemensch" und vielleicht dabei noch verschmitzt lächelt, kann das sogar anerkennend für eine trickreiche Aktion gemeint sein. Dann ist das weniger beleidigend, als wenn sie in Abwesenheit gegenüber Dritten so bezeichnet. Der Begriff "Lump" steckt in diesem Wort. Es ist immer „das Mensch“ gemeint, also das Frauenzimmern, nicht der Mensch.

 

Lumpeseckel
In Eberbach kann man schon mal vom „Lumpeseckel“ hören, der beim bewussten und direkten, persönlichen Einsatz durchaus von der milden in die handfestere Form der Beleidigung übergeht. Wie immer kommt es bei uns darauf an, in welcher Situation, mit welchem Tonfall und welchem Gesichtsausdruck man hier etwas ausspricht. Derr „Lumpeseckel“ ist eine Unterform des „Seckel“.


Leetkolwe

 Auch die Handwerker haben bei uns ihre Namen weg. Neben der „Rußdudde“ (Ruß-Tüte) für den Schornsteinfeger und den „Deig-Aff“ (Teig-Affe) für den Bäcker gibt es den „Leetkolwe“ für den Klempner. Der Lötkolben ist das Werkzeug, das diesem Fachmann seine Bezeichnung in unserem Dialekt verschafft.

 

Määcher[21]
Der „Määcher“ ist nicht der hochdeutsche „Macher“ in unserem Dialekt ausgesprochen. Es ist unsere eigene Art, einen Leiter, Anführer, Organisator zu beschreiben.

 

Massik
„Massik“ hat sich aus dem Jiddischen (schädlicher Demon, Unhold) bei uns in der Kurpfalz eingeschlichen. Die Bedeutung liegt hier bei einem bösartigen, störrischen Pferd, das beißt und ausschlägt, und geht bis lärmende, unartige, bösartige Kinder.
[22] Die heißen in der Mehrzahl dann „Massike“.[23]

 

Moschtkopp
Der „Moschtkopp“ ist auch im schwäbisch-alemannischen Sprachraum verbreitet. Bildlich beschreiben kann man den „Moschtkopp“ ganz einfach: großer Kopf, wenig Inhalt - ein Dummkopf also, aber einer auf unsere Art. [zugesandt: Ingrid Seidel aus Waldbrunn]

 

Napperlon
Den Namen des französischen Kaisers Napoleon, der 1803 unseren Teil der Kurpfalz erst zum Fürstentum Leiningen brachte, konnten die Eberbacher wohl nicht recht aussprachen, sodass "Napperlon" draus wurde. Als man erkannt hatte, dass dies die falsche Aussprache war, hat man es bewusst bei der abfälligen Version gelassen.

 

Nachdkabb
Mit der „Nachdkabb“ sind wir fast schon im Südhessischen. Aber in Eberbach und Umgebung wurde schon so mancher so tituliert. „Nachdkapp“ heißt auf Hochdeutsch: „Nachtkappe“, auch wenn dies nur ein Nonsens-Begriff zu sein scheint. Ein einfältiger Mensch ist damit gemeint. Nicht zu wechseln, mit dem „Nachtkrabb“, dem Raben der Nacht, der die Kinder holen soll, wenn sie abends nicht rechtzeitig nach Hause gehen: „Wenn ihr net heemgeht, holt aisch der Nachdkrabb“.


Närrischer Ding

 Den „närrischen Hoschpes“ hatten wir bereits. Der Begriff kommt vom lateinischen Hospes, also Gast Gastfreund, Fremder, Ausländer. Die heimische Künstlerin Hanna Breidinger-Spohr hat uns in ihren Hinterlassenschaften auch den „närrischen Ding“ überliefert. Nicht „das“ Ding, sondern „der“ Ding. „Der is en närrischer Ding“, heißt es also bei uns. Gemeint ist jemand, der wirre Gedanken hat, immer wieder dazwischenquatscht oder sonst wie aus der Reihe tanzt.

 

Neckarschleimer
Der Begriff „Neckarschleimer“ dürfte seinen Ursprung wohl in Heidelberg haben. Schließlich sind sich dort Kurpfalz und Fluss am nächsten. Mit der Verbreitungen der Zeitungen nach dem Kriege in den 1950er-Jahren ist das Wort auch hier mehr und mehr verwendet worden. Schließlich drehte sich da bei den Altstadt-Kindern noch alles um den heimischen Fluss. Die „Neckarschleimer“ haben in der Jugend im Neckar gebadet, rumgeschleimt, haben dort nach dem „Sume“ der Fische, dem klitzekleinen Nachwuchs, Ausschau gehalten und dann die „Schneiderlin“, die etwas größeren, noch jungen Fische, gejagt.

 

Nickel
„Nickel“, „Nick‘l“ oder „Niggl“ ist die Kurzform von Nikolaus. Dieser Teil des Begriffes macht aus dem Betreffenden einen „Kerl“ mit besonderer Eigenart. Das Pfälzer Wörterbuch zählt fast zwei Dutzend „Nickel“ auf. Nur ein paar davon haben sich bei uns in Eberbach und der Umgebung sprachlich festgesetzt. Da haben wir den Belzenickel (Nikolaus zu Weihnachten), Giftnickel (bösartiger Kerl), Olwernickel (derber Kerl), Pussiernickel (Liebhaber), Riewenickel (böser Mensch), Rotznickel (Rotzlöffel), Rußnickel (heute nur noch der Schornsteinfeger), Saunickel (Saukerl), Zähnickel (hartnäckiger Mensch) und den Zornnickel (jähzorniger Mensch). Früher hätte man einfach eine gewünschte Eigenschaft genommen und den „Nickel“ drangehängt, und schon wäre man verstanden worden. So würde beispielsweise aus einem Schuft ein „Schuftnickel“.

 

Olwel, Olwernickl 
Was „olwer“ bedeutet, weiß der echte Eberbacher. Das meint grob, rabiat. Und dann kommt zum vollständigen Begriff noch der „Nickel“ dazu, die Kurzform von Nikolaus. Ein Olwernickel ist ein Kerl, der sich meist grob durchsetzt. Der etwas kürzere Begriff „Olwel“ ist gleichbedeutend. Entweder ist der Kerl also ein „Olwernickel“ oder schlichtweg nur ein „Olwel“.

 

Orschel
Mädchen und Frauen sind bei den Eberbacher Begriffen doch recht wenig bedacht. Von einer „Schlapp“ würde man heute beispielsweise auch nicht mehr reden, einer Schlampe. Da stünde man gleich vor Gericht. An „Orschel“ dürften sich alte Eberbacher durchaus noch erinnern. Der Begriff wird aber bestimmt verlorengehen. Denn kein Jugendlicher würde heute eine Gleichaltrige noch so bezeichnen. Eine „Orschel“ ist ein ungeschicktes Mädchen. Das Wort kommt ursprünglich von „Ursula“ und hat sich zu seiner eigenständigen Bedeutung entwickelt. In Hebstahl sieht man in der Orschel eher ein vorlautes Mädchen.

 

Owwer-Maschores, Obermaschores
Quasi militärische Bezeichnungen gibt es im früheren Eberbacher Sprach-Alltag auch. Nämlich den „Owwer-Maschores“. Der Chef von was auch immer - einer Gruppe, einer Dienststelle, einem Verein. „Owwer“ steht dabei für „Ober“. Eigentlich ist „Owwer-Maschores“ eine sprachliche Verdoppelung. Denn „Maschores“ kommt von Major und bedeutet schon für sich, größer sein oder höherstehend. Die französische Sprechweise von Majeur für Major steckt sicher mit drin. „Wo ist denn Euer Owwer-Maschores?“, heißt beispielsweise auf der Baustelle: „Wo ist denn Euer Polier?“ – Obermaschores wird auch dem Jiddischen zugeschrieben, mit der gleichen Bedeutung: Anführer, Abteilungsleiter, Vorarbeiter.
[24]

 

Pienzche
„E Pienzche“ kann hier jeder sofort beschreiben. Es ist jemand, der „pienzt“, also weinerlich klagt. Ein „Pienzche“ ist eine zimperliche, schwächliche, wehklagende oder kränkliche Person. Auch Männer haben Anspruch darauf, als Pienzche bezeichnet zu werden.

 

Quatschmaul 
„Wer viel und töricht redet, klatscht, ausplaudert“, hat es unter dem Begriff „Quatschmaul“ in unser Eberbacher und das Pfälzer Wörterbuch geschafft. Damit ist gemeint: ein Dummbabbler, Fasler, Vielschwätzer, Sprücheklopfer. Auch eine Schwätzerin kann man als „Quatschmaul“ beschreiben. Derjenige oder diejenige redet eben viel „Quatsch“, quatscht viel. Den Check auf die überwiegend oder ausschließlich regionale Verbreitung bei uns hat, hat das „Quatschmaul“ bestanden. Es ist im Duden nicht verzeichnet

 

Rauhbauz
Der „Rauhbauz“ hat es in den Duden geschafft, als regionaler umgangssprachlicher Begriff. Das Pfälzische Wörterbuch definiert ihn als abgehärteten, wetterunempfindlichen Menschen. Auch ungebildet und ungehobelt, grob (rauh, rau) und flegelhaft sollen seine Eigenschaften sein können. Selbst Draufgänger werden als Rauhbauze beschrieben. Wie immer kommt es bei uns auf die Situation an, in der wir einen heimischen Begriff verwenden. 

 

Reff
Den Begriff „Reff“ gibt es eigentlich in männlich, weiblich oder als Neutrum. Das steht Reff von der Futterleiter bis zum Eisensieb, alles im bäuerlichen Betrieb. In unserem Sinn bezieht sich ausgerechnet das Neutrum „Reff“ spöttisch auf eine Frau, wie auch im Pfälzischen Wörterbuch verzeichnet. „So e ald’s Reff“, sagt man hier. Was damit gemeint sein kann, liest sich im Deutschen Wortschatz: alte Schachtel, alte Schrulle, Schrapnell, Schreckschraube, alte Hexe, alter Besen. Da kommt schön was zusammen. Bei uns reicht „altes Reff“.

 

Rieweniggel; Riewenickel
Auf jeden Fall ein Kerl, denn der "Nickel" ist der entsprechende Bestandteil des Begriffs. "Riewe" ist mit Rübe gleichzusetzen. Übersetzt wäre es also ein Rübenkerl, dem man nicht unbedingt trauen sollte. Das Ganze ist nicht als Kompliment zu verstehen.

 

Rollenowwel [Rollenobbel]
Ein Rollenowwel ist ein etwas dicklicher Mensch. Wahrscheinlich steckt das Wort "Rollen" drin. Es ist jemand, den man angesichts seines Körperumfangs rollen kann. Auch geistig und im Umgang mit anderen ist er als schwerfällig zu bezeichnen. Gleichwohl ist er nicht immer angenehm im Umgang und widerspricht gerne.

 

Rußnickel
Nickel“ in einem zusammengesetzten Eberbacher Wort bedeutet „Kerl“, steht aber nie allein. Beim „Ruß“ gibt es überhaupt nichts zu erklären. Und wenn man dann die beiden Wortteile zusammenzieht, sehen wir den „Rußnickel“ auch schon vor uns. Es ist der Schornsteinfeger, Kaminfeger, Kaminkehrer, Rauchfangkehrer oder wie auch immer man ihn im Hochdeutschen nennt. Früher waren auch Köhler bei ihrer Arbeit im Zustand eines „Rußnickels“.

 

Rußdudde
Die „Rußdudde“ gehört ganz bestimmt zu den Wörtern, die man Eberbach und Umgebung zuschreiben kann. „Ruß“ ist jedermann eingängig. „Dudde“ ist „Tüte“. Also ist die „Rußdudde“ eine „Rußtüte“. Es handelt sich um eine Frau mit pechschwarzen Haaren.
[25]

 

Säft’l
Der „Säft’l“ oder „Säftel“ steht nicht im Pfälzer Wörterbuch. Im Südhessischen gibt es ihn aber auch, also ganz in unserer Nachbarschaft. Hinter der Bezeichnung steckt Saftsack oder Saftheini. Damit meinen wir ein ganzes Bündel von Beleidigungen: Simpel, Einfaltspinsel, Idiot, Trottel, Dilettant, Schussel, Schwachmatikus.

   

Schaffer

 Im Hochdeutschen findet sich der Begriff „Schaffer“ nicht in unserem Zusammenhang. Er wird dem süddeutschen Raum zugerechnet. Wir meinem mit dem „Schaffer“ einen Malocher, jemanden, der die Sache anpackt, meist mit körperlicher Arbeit. „Schaffen“ steckt in der Bedeutung. Der Betreffende ist dann „schaffisch“. Wie sagt man so schön: „Ehn guder Schaffer ist mehr wert wie (als) zeeh (10) schlechte Arwaider“. 

 

Scherrhooke

 Der Begriff kommt von Schürrhaken, der dünnen Stange, mit der man beim Ofen die Glut anfacht. Wir meinen damit eine hässliche, dünne Frau.


Scherwe

 Ein „Scherwe“ ist in unserem Dialekt ein Scherbe, das Stück eines zerbrochenen Gegenstandes. Damit wäre es allerdings kein Wort für unsere Sammlung. Im Pfälzer Wörterbuch finden wir unter „Scherbe“ bzw. „Scherwe“ eine „alte Frau“, ein derbes Schimpfwort. Dass diese durchaus früher eine schöne Frau gewesen sein kann, sagt das Sprichwort: „Ma sieht em alde Schwerwe nimmer a, wie schee die Schissel friher war“. Will heißen, ein alter Schere kann früher auch einmal eine schöne Schüssel gewesen sein.


Schickse
Es gibt viele Einflüsse von außen auf unsere Kurpfälzer Sprache. Von den Besatzern unserer Region ausgehend bis hin zu den Mitmenschen, die hier einmal gelebt haben und ihre Wurzeln in anderen Sprachräumen hatten. Das geht folglich auch über das Französische, Jiddische, Hebräische. Dadurch wurde auch unsere Alltagssprache geprägt. Der Begriff Schickse stammt aus dem Jiddischen und bedeutet: nichtjüdische Frau, nichtjüdisches Mädchen,
[26] im Ursprung durchaus abwertend gemeint. Wir sagen „Schickse“ auch mit meist mit herabwürdigendem Unterton.

 

Schiffischer
Eberbacher war stets eine Schifferstadt. Der Schifferverein führt sein Gründungsdatum auf die alte Zunfturkunde von 1351 zurück, die in erster Linie die Eberbacher Fischergilde verbriefte, zu der auch die Schiffer zählten. „Schiffisch“ bedeutet in Eberbach „zu den Schiffern gehörig“. Der Betreffende war und ist dann ein „Schiffischer“ - und zwar nur mit zwei F, denn das hat nur mit „Schiff“ und nicht auch was mit „Fischer“ zu tun. „Nach dem Krieg gingen viele Schiffische zur Polizei“, heißt, dass das städtische Revier in erster Linie aus ehemaligen Schiffsleuten rekrutiert wurde. Ein alter Spruch unterstreicht die Bedeutung der Schifffahrt für Eberbach: „Es gibt Leit und Leit und Schiffsleit“. Die „Leute“ also in den hiesigen Varianten.


Schinnos

 Eine böse Beleidigung für eine Frau. Der Begriff kommt von Schindaas.

 

Schlabbmaul
In Mannheim haben wir das bekannte „Mannemer Blohmaul“. Das ist dort schon ein Gattungsbegriff für die Mannheimer schlechthin. Auch wenn Mannheim Kurpfalz ist, hat sich dieses Wort nicht bis uns verbreitet; es blieb exklusiv für die alte Residenzstadt. Wenn wir hier von einem „Schlabbmaul“ oder „Schlappmaul“ sprechen, ist es schon die Bezeichnung für einzelne Eigenschafts, die ein besonders vorlautes Mundwerk haben. „Der Kall, des alde Schlabbmaul.“ „Das Schlabbmaul Karl hat ein Schlabbmaul.“ Insofern gibt es beim „Schlabbmaul“ zwei Bedeutungen, die aber zusammengehören.

 

Schlackl
Einen „Schlackl“ kann man sich sofort bildlich vorstellen. Selbstverständlich nur, wenn man noch Ewwerbacherisch versteht. Ein wenig steckt vielleicht das Wort „schlaksig“ im „Schlackl“, aber dünn ist er nicht - Gegenteil. Wer „Der ist so ein Schlackl“ sagt, macht dazu meist eine nach oben ausholende Handbewegung. Sie beschreibt einen besonders großen, kräftigen Burschen. Der „Schlackl“ ist im kurpfälzischen Sprachraum weit verbreitet.

 

Schlappgosch, Schlappmaul
Lauter Schwätzer oder laute Schwätzerin. Oft unflätige Ausdrücke.

 

Schlappedengler
Der „Schlappedengler“ist wohl ein Mann, der kräftig bis gewalttätig ist. Schließlich mussten unter die „Schlappen“, Schuhe, früher starke sechskantige Nägel geklopft werden. „Dengeln“ heißt „schlagen“. In Gegenden neckaraufwärts gibt es den „Schlappedengler“ auch. Dort wird er als unzuverlässiger Mann bezeichnet. Das belegt erneut, dass ein Schimpfwort bei uns sehr situativ genutzt wird. Der Beschimpfte kann sich der Lage heraus deuten, wie sein Gegenüber die Beleidigung konkret meint. Es gibt also Universal-Schimpfwörter, die man beliebig einsetzen kann.
[27]

 

Schlumbl
Die bekannteste „Schlumbl“ ist die „Kerweschlumbl“. Die wird selbstverständlich so angezogen, dass sie möglichst unordentlich und abgerissen aussieht. So erfährt sie beim Verbrennen auf dem Kerweplatz auch kein Mitleid. Im Kurpfälzer Raum versteht man unter „Schlumbl“ abwertend eine unordentliche, unsaubere Frau. Ein anderer Begriff dafür ist “Schlabb“.


Schneegans

Maria Riedl kann sich an noch viele alte Eberbacher Schimpfwörter erinnern. Die „Schneegans“ gehört dazu. In den Dialekt-Wörterbüchern für die Region Pfalz/Kurpfalz ist die Erklärung dieses Begriffes reicht breit. Das geht von „törichte, dumme, einfältige, kindische weibliche Person“ über „putzsüchtige Frau“, das „schüchterne Mädchen“ bis hin zur „bösen Frau“. In Eberbach dürfte eher das schüchterne, unbedarfte Mädchen oder die junge Frau gemeint sein. Mit dem Adjektiv „dumm“ setzen wir eins drauf; dann ist es „e dummi Schneegans“. In Neustadt an der Weinstraße nennt man die Mädchen am Weißen Sonntag übrigens auch „Schneegänse“.

 

Schuldebuggel
Den „Schuldebuggel“ finden wir auf der geografischen Linie von uns Eberbachern über Südhessen bis ins Saarland. Ein hochdeutsches Wort ist es nicht. Wir meinen damit jemanden, der Geldschulden hat oder nicht kreditwürdig ist. Die Warnung, „der is enn Schuldebuggel“, hat schon so manchem einen beantragten Kredit vermasselt. Da brauchte man keine Schufa
[28] – die es ohnehin damals noch nicht gab. Es genügte die negative Mundpropaganda.


Schoote

 Der Schoote ist ein einfältiger Mensch, ein Sonderling. In Eberbach wird er mit einer leicht negativen Tendenz bewertet. Den Begriff gibt es auch im Jiddischen. Dort bedeutet er Tor oder Narr. Womöglich ist er von dorther in unseren Sprachschatz gewandert.[3]

 

Seckel, Säckel

 Der Begriff „Seckel“ oder „Säckel“ ist im süddeutschen Raum und in der Schweiz verbreitet. Und je mehr nach Süden hin man ihn verwendet, desto stärker beleidigt man jemanden damit. In Baden gilt der Säckel als milde Form der Beleidigung, in Schwaben ist er richtig justiziabel. Und die Schweizer setzen mit dem „Schafsäckel“, wegen des Hinweises auf das Tierreich, noch einen drauf - ein Monatsgehalt Strafe.[29] Denn mit dem herabwürdigend gemeinten „Säckel“ bezieht sich die Alltagssprache auf des Mannes edelste Körperregion. In Eberbach kann man schon mal vom „Lumpesäckel“ hören, der beim bewussten und direkten, persönlichen Einsatz durchaus von der milden in die handfestere Form der Beleidigung übergeht. Wie immer kommt es bei uns darauf an, in welcher Situation, mit welchem Tonfall und welchem Gesichtsausdruck man hier etwas ausspricht.[30] Der „Halbsäckel“ ist eine besonders schwere Beleidigung. Vor allem, wenn man die ursprüngliche Bedeutung zurate zieht.

 

Schluri
Schlitzohr, Herumtreiber.

 

Schornalbobbe[31]
Tolle Hochglanzbroschüren mit schönen Frauen gab es früher sicher nicht. Aber es gab bestimmt viele Hefte mit vorteilhaften Darstellungen der Weiblichkeit. Und schöne Eberbacherinnen gab und gibt es auch. Wenn eine früher besonders ansehnlich war, wurde sie doch gleich mit den Damen aus den Modeheften oder Zeitschriften verglichen. „Schornalbobbe“ waren da drin zu bestaunen. „Die sieht aus wie e Schornalbobbe“, galt als Kompliment. Sie sieht aus wie eine „Puppe“, also Bobbe, ein Fräulein aus einem Journal.

 

Schrapnell
Dieser Begriff kommt aus der Militärsprache. Das „Schrapnell“ ist ein Infanteriegeschoss, das kurz vor dem Einschlag explodiert. Und genauso explosiv für eine Situation ist wohl eine böse, zänkische Frau, die man hier in der Kurpfalz als „Schrapnell“ bezeichnet, „des alde Schrapnell“. Die zerstörerische Boshaftigkeit wird wohl damit beschrieben. Eine hässliche Frau bekam ebenfalls den Namen „Schrapnell“ ab. Es gibt keinen gleichwertigen Begriff für den Mann.


Spä'brenner
Der „Spä‘brenner“ ist wohl ein Sparbrötchen, Knauser. Jemand, der die beim Handwerkern übrig gebliebenen Späne mitnimmt und zu Hause anzündet, weil er sich keine Kerzen oder Petroleumlampen leisten konnte. „Wir sind keine Spä’brenner, wir können uns was leisten“, beschreibt vom Gegenteil her die Bedeutung am besten. Eine unangenehme Person ist der „Spä’brenner“ nicht. Aber ein bisschen vorsichtig ist er schon.

 

Sume
„Sume“ ist tatsächlich ein in Eberbach verwendeter Begriff. „Sume“ hat sich wohl aus „Samen“ entwickelt und meint die Nachfahren, die Brut, die Kinder. „Die Eltern kamen mit ihrem ganzen Sume zu Besuch“ - heißt: es waren alle Kinder dabei. Auch die Fischbrut wurde Sume genannt.
[32]

 

Sohnsfraa und Tochtermann
Am einfachsten sind die verwandtschaftlichen Zusammenhänge dann zu verstehen, wenn man die leiblichen Beziehungen einfach ausdrückt und aneinanderhängt. Mit der „Sohnsfraa“ meinte man hier die Schwiegertochter, und mit dem Tochtermann hatte man den Schwiegersohn im Sinn. Umgekehrt war dann von der „Schwijermudder“ und vom „Schwijervadder“ die Rede, pardon: „die Redd“.

 

Spisser
Der „Spisser“ ist in Eberbach eine äußerliche Eigenschaftsbeschreibung. Damit meint man einen dünnen, schmächtigen Jungen. Eigentlich kommt der gedehnt ausgesprochene Begriff "Spießer" aus der Jägersprache und meint einen jungen Rehbock mit einem nich nicht verzweigten Geweih. In Eberbach hat sich der Spießer mit einer kürzeren Betonung zum Spisser entwickelt und in Bedeutung und Aussprache von der Jägersprache entfernt. Vielleicht ist es auch dasselbe Wort, das man hier nur falsch ausgesprochen hat. Mit einem Spießer im Sinne von Spießbürger ist der Eberbacher „Spisser“ nicht zu verwechseln.


Stawischer Bruder

 Ein „stawischer Bruder“ ist hochdeutsch ein „staubiger Bruder“. Wir meinen damit, dass derjenige nicht zuverlässig ist, dass er womöglich lügt. Auf keinen Fall ist auf einen „stawischen Bruder“ Verlass. In den Netzwerken der Dialekte ist unser Schimpfwort nicht zu finden.

   

Trieler 
Eigentlich sabbert ein Trieler still vor sich hin, er trielt. Hier bei uns steht er für Tranfunzel - oder: „Lahmsieder“, „Darmschläfer“. Laut Deutschem Wörterbuch der Gebrüder Grimm ist der Begriff in Süddeutschland „ein Schimpfwort von unbestimmter, allgemeiner Färbung“.
[33]

 

Trumm
Das „Trumm“ finden wir auch im Pfälzischen Wörterbuch. Dort steht „e Trumm vu ner Fraa, vun nem Mann“. Gemeint ist hier eine körperliche Übergröße, wahrscheinlich sowohl breit wie hoch. „Die Alde is e mords Trumm“, sagt man in Eberbach, wenn eine Frau diese Kriterien voll erfüllt. Beim Mann klingt das entsprechend.

 

Trutsch
„Trutsch“ ist bei uns ein Schimpfwort für eine Frau. „Eine sonderbare, dicke, unsaubere Person“, steht im Pfälzischen Wörterbuch. Das Rheinische Wörterbuch kennt die „Trutsche“ und meint damit ein „kleines, dickes, plumpes, träges, unsauberes Frauenzimmer“. Im Elsass gibt es die „Trutsch“ wie bei uns. Dort benennt man so ein „dummes unbeholfenes Frauenzimmer; kleines dickes Kind, gutes, einfältiges Mädchen, altes Mütterchen.


U-Dank

 Die Abkürzung von undankbar. Ein U-Dank ist ein undankbarer Mensch. „Undank ist der Welt Lohn“, sagt man – auch bei uns in Eberbach. Wenn man aber einem Menschen immer wieder Undankbarkeit nachsagt, so wird er hier als „U-Dank“ tituliert, eigentlich „Undank“ in der Dialektform. So wird ein persönliches Schimpfwort draus. „Der Kall ist en Udank“ meint, dass man von ihm weder Dank noch Anerkennung bekommt. Er nimmt all das als selbstverständlich hin, das ihm guttut. Er ist ein Egoist.

 

Verdrickter
Jemand, dessen Charakter wir nicht so recht einordnen können, dem man nicht ansieht, was er eigentlich will, den nennen wir „Verdrickter“, also „Verdrückter“. Der Begriff „verdrückt“ steckt schon drin, etwa in der Bedeutung von verstecken, verbergen, Hinterlist. Selbstverständlich kann unsere Beschreibung auch auf eine Frau zutreffen. Das ist dann eine „Verdrickte“. Die Schimpfwörter sind im Pfälzischen Wörterbuch nicht erfasst. Im Wörterbuch der elsässischen Mundart finden wir einen Hinweis: eine hinterlistige Person.
[34] In Eberbach weiß man aber ganz gut, was mit einem „Verdrickten“ oder einer „Verdrickten“ gemeint ist.


Welscher Dudder

 Wenn ein Mann umständlich, unbeholfen, in seiner Art schwer verständlich, dazu auch noch nervös und aufgeregt ist, sagen wir „welscher Dudder“ zu ihm. Im Rheinischen Wörterbuch finden wir den „Dudder“ als unbeholfenen Menschen. Mit dem Zusatz „welsch“ ergänzen wir ihn in unserer Gegend noch in Richtung Eigenartigkeit, fremd. Im Pfälzischen Wörterbuch ist die Wortkombination nicht zu finden, also ist sie speziell etwas für unser Eberbacher Wörterbuch.

 

Welschkornewwer

 Der Begriff „Welschkornewwer“ ist ein wahres Wortungetüm. Es in seiner Bedeutung von den Wortteilen her zu erschließen, ist gar nicht so einfach. Die alten Eberbacher wissen, was mit diesem Schimpfort gemeint ist, ohne es im Ursprung erklären zu können. Ein „Welschkornewwer“ ist bei uns in der Regel ein Mann, der rücksichtlos ist, dabei auch wirr, fremd und unverständlich. Auf jeden Fall trägt das Wort eine gewisse Abwertung der betreffenden Person in sich. „Welschkorn“ ist Mais, und ein Welschkorneber könnte ein Eberbacher sein. Im Breisgau hat ein solcher Begriff regionalen Ursprung, dort gibt es einen Karnevalsverein namens „Welschkorneber“. Weil im Ort viel Mais angebaut wurde und sich die Wildschweine dort gütlich taten.

 

Wescher
Den „Wescher“ schreiben wir hier bei uns mit einem E. Und damit meinen wir einen großen, starken Mann, dem wir zutrauen, dass er mit einem Schlag alle niederhauen kann. Er wischt also jemandem eine. „Der Karl is en rischtischer Wescher, wenn der einem eene wescht, fällt mer um.“ Folgerichtig heißt „druffwesche“ draufhauen. Ob unser „Wescher“ mit dem Beruf eines Wäschers zu tun hat, ist nicht herauszufinden. Ein Sinnspruch im Pfälzischen legt das möglicherweise nahe: „Die Mäher, die Drescher und die Wäscher, des sinn die greeschde Fresser.“

 

Worschtl
In Wien gibt es den "Wurschtl", einen Mann mit Wiener Seele, und es gibt ein Wiener Lied mit dem Titel "Der Wurschtl". In Eberbach gibt es den allseits beliebten "Worschtl", der als Bandmitglied bekannt ist. Sein Uzname kommt von einer Verwechslung und hat mit Wurst gar nichts tun tun. Seine Mutter bezeichnete ihn angesichts seiner Lederhose als „bayrischen Wastl“. Die Eberbacher konnten mit diesem Begriff nichts anfangen und machten den „Worschtl“ draus.

 

Zabb‘l

 Ganz hinten in unserem Eberbacher Alphabet der mundartlichen Schimpfwörter findet sich der „Zabb‘l“ oder „Zabbel“. „Du bisch vielleischt enn Zabb’l“, sagt man zu jemandem, der seinen Hintern nicht still halten kann, unruhig und fahrig wirkt. „Zappelphilipp“ wäre auch eine richtige Bezeichnung, trifft aber nicht so ganz das Fahrige. „Zappeln“ und „zappelig“ stecken in unserem Wort, das wir bei den beiden mittleren Konsonanten doch mit dem doppelten weichen B aussprechen. Im Pfälzer Wörterbuch finden wir den „Zappel“.

 

Zornickel
Jähzorniger, cholerischer Mensch/Kerl. Immer wieder steht der Begriff "Nickel" für "Kerl". In der Verbindung mit "Zorn" ergibt sich dann der gesamte Sinn des Wortes „Zornickel“.

   

Zwoggl
Ein kleiner Mensch. "Des war so en Zwockel." Meist macht man dabei eine nach unten weisende Handbewegung, die die Größe des Betreffenden anzeigen soll. Auch die Kleinen bekommen also in Eberbach ihr Fett weg. Denen hat man die Bezeichnung „Zwoggl“ verpasst, hier gemeint als kleinwüchsige Person im Sinne von Knirps; auch abwertend als Person mit geringer Durchsetzungskraft. Zur Herkunft des Namens gibt es mehrere Deutungen. Die gehen von einer geringschätzigen Aussprache des Namens des ersten bayerischen Regierungspräsidenten 1816 im pfälzischen Rheinkreis Franz Xaver von Zwack bis hin zu österreichischen Soldaten in der Festung Mainz, die wegen eines kleinen Zweiges am Hut („Zwoagerl“) allesamt den Namen „Zwoggel“ ertragen mussten.
[35]



[1] Hanna Breidinger-Spohr; Aufstellung im Nachlass.

[2] Hanna Breidinger-Spohr; Aufstellung im Nachlass.

[3] Hanna Breidinger-Spohr; Aufstellung im Nachlass.

 
[1] Zugesandt von Diane Apruzzese, Christel Schönig und Ursula Neureuter

[2] Tennisspieler, der 1986 das Wimbledon-Turnier gewann.

[3] Zugesandt von Jutta Schmitt aus Eberbach.

[4] Pfälzisches Wörterbuch: Mensch mit kurzen, krummen Beinen.

[5] Südhessisches Wörterbuch: unbeholfener, einfältiger, törichter, geistesschwacher Mensch.

[6] Informationsaustausch mit dem Autor, 2021.

[7]  Wörterbuch der elsässischen Mundart: Tölpel.

[8] Pfälzisches Wörterbuch: Mensch, der von einer fixen Idee besessen ist.

[10] Pfälzisches Wörterbuch: Furz-, Fürzebeutel: Angeber.

[11] Rhenisches Wörterbuch: Freckling, Tier, Stück Vieh, das elend ist und nicht vorangeht, nahe dem Verrecken ist.

[12] Pfälzisches Wörterbuch: Vereckling.

[13] Zugesandt von Winfried Krämer aus Guttenbach.

[14] Deutsches Wörterbuch: Maul

[15] Zugesandt von Rolf Wieprecht aus Eberbach.

[17] Die Corona-Pandemie brach im Dezember 2019 aus.

[18] Zugesandt von Haymo Thurnwald aus Neunkirchen.

[19] Zugesandt von Winfried Krämer aus Guttenbach.

[20] Zugesandt von Manfred Wagner aus Eberbach.

[21] Das Pfälzer Wörterbuch hat den „Mächer“ auch mit dieser Bedeutung erfasst. 

[22] Kleines Lexikon deutscher Wörter jiddischer Herkunft.

[23] Zugesandt von Maria Riedl aus Eberbach.

[24] Kleines Lexikon deutscher Wörter jiddischer Herkunft.

[25] Zugesandt von Rolf Wieprecht aus Eberbach.

[26] Kleines Wörterbuch deutscher Wörter jiddischer Herkunft.

[27] Zugesandt von Maria Riedl aus Eberbach.

[28] Deutsche Kreditauskunft.

[29] Stand 2021.

[30] Zugesandt von Manfred Wagner aus Eberbach.

[31] Apotheker Neumayer, Quelle im Stadtarchiv Eberbach

[32] Zugesandt von Gerald Hildenbrand und Helga Keller, beide aus Eberbach.

[33] Zugesandt von Helga Keller aus Eberbach.

[34] Wörterbuch der elsässischen Mundart.

[35] Zugesandt von Doris Kraft und Benjamin (Benni) Müller, beide aus Eberbach.

[36] Zugesandt von Hans Brückner aus Eberbach.




Der Kurpfälzische Sprachraum bildet mit dem Vorderpfälzischen Sprachraum den Rheinfränkischen Sprachraum.


Kurpfälzischer Sprachraum                                                                                                       [Wikipedia]


Das Kurpfälzische wird in der rechtsrheinischen Kurpfalz gesprochen, der Unterschied zum linksrheinischen Vorderpfälzischen ist minimal.


Eigentlich sind die Vorderpfalz und die Kurpfalz als ein Sprachraum (Rheinfränkisch) zu sehen, umrahmt von den eher singenden Versionen in Odenwald und Pfälzerwald. Das kurpfälzische Sprachgebiet erstreckt sich von MannheimLampertheim und Viernheim im Norden über WeinheimHeidelberg und Wiesloch nach Bruchsal im Süden; im Osten reicht es in den badischen Odenwald hinein über Neckargemünd bis nach EberbachMosbach und Sinsheim.


Etwa 1.500.000 Personen wohnen im Gebiet des kurpfälzischen Sprachraums.


In den östlichen Teilen des badischen Odenwaldes spricht man einen südrheinfränkischen Dialekt, das so genannte Odenwäldische. Der auffälligste Unterschied zwischen dem kurpfälzischen Dialekt und dem ähnlich aufgebauten, aber trockener klingenden Dialekt des hessischen Odenwaldes (Odenwälderisch) im Norden ist das typische kurpfälzische „Singen“, das oft die Betonung am Ende eines Satzes oder gemeinhin unbetonter Satzteile ansteigen lässt.


Im Südosten grenzt das Kurpfälzische an das Ostfränkische im nördlichen Württemberg, im Süden an das Südfränkische (Nordbadische). Allerdings ist die Abgrenzung des Kurpfälzischen nach Süden und Osten nicht ganz eindeutig festgelegt. Linguistisch korrekt ist es die Speyerer oder „Appel/Apfel-Linie“, die das Mitteldeutsche vom Oberdeutschen trennt , allerdings klassifizieren die meisten Bewohner der Gebiete um Sinsheim, [Eberbach], Bruchsal und Mosbach, die zur historischen Kurpfalz gehörten, ihren Dialekt selbst als Kurpfälzisch.


Aufgrund der historischen Entwicklung der Region hatte die französische Sprache einen deutlichen Einfluss auf die Entwicklung der kurpfälzischen Dialekte („Droddwaa“ = Trottoir, „Schässlong“ = Chaiselongue, „alla“ = à la prochaine, „allé“ = Allez, „mallad“ = malade).

Share by: