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Elektrifizierung der Neckartalbahn

Seit 40 Jahren fährt die Bahn elektrisch im Neckartal

Am 21. September 1972 startete die Deutsche Bundesbahn den modernen Zugbetrieb auf der Neckartalbahn – Viele Waldbrände durch Dampfloks
Festlicher Empfang der ersten E-Lok im Eberbacher Bahnhof.

21. September 2012
Von Rainer Hofmeyer

Auf den Tag genau vor 40 Jahren eröffnete auf der Neckartal-Strecke Heidelberg-Heilbronn der elektrische Zugbetrieb. Zwei Sonderzüge trafen sich in Eberbach zur Feier eines neuen regionalen Bahnzeitalters.

Vierzig Jahre Nichtraucher, und zwar ganz konsequent. Die Deutsche Bahn, seinerzeit Deutsche Bundesbahn, hat am 21. September 1972 eine neue Epoche für ihre Neckartal-Strecke eingeleitet. Mit großem, geschmücktem Bahnhof wurde vor vierzig Jahren der elektrische Bahnbetrieb zwischen Heidelberg und Heilbronn aufgenommen. 
Der reguläre Dampfzug-Einsatz mit den schnaubenden schwarzen Loks wurde dann im Dezember des gleichen Jahres eingestellt.

Eberbach hatte bei den Eröffnungsfeierlichkeiten eine Schlüsselposition. Hier begegneten sich die Sonderzüge zweier Fahrtrichtungen fast zeitgleich. Der allererste elektrische Zug aus Heidelberg kam pünktlich um 11.40 Uhr auf Gleis 3 an, gezogen von der Lok 103 146. Zwei Minuten später surrte die zweite Garnitur aus Heilbronn aufs Gleis Nummer 2, vorgespannt die Lok 103 167. 

Ein Treffen moderner Technik in Eberbach. Und das in einem Bahnhof, der seinerzeit, dank seines rührigen Chefs Heinrich Hocker, bei fast jedem Blumenschmuck-Wettbewerb mit einem Prädikat ausgezeichnet wurde.

Viel lokale, regionale und bundesbahnerische Prominenz zeigte sich an den rausgeputzten Bahnsteigen: Vertreter der Bundesbahndirektionen Karlsruhe (Abfahrt des Sonderzuges in Heidelberg) und Stuttgart (Start in Heilbronn), Landes-Wirtschaftsminister Rudolf Eberle und Kultusminister Wilhelm Hahn, begrüßt vom damaligen Eberbacher Bürgermeister Dr. Schmeißer. Die heimischen Jagdhornbläser hatten das Privileg, musikalisch auf eine neue Bahn-Ära einzustimmen. 

Eine anschließende Feierstunde im Eberbacher Kurhaus rundete den Tag ab. Um 15 Uhr nahmen die beiden Elektrischen die Weiterfahrt in ihre Zielbahnhöfe auf. Die Prominenten stiegen in den jeweiligen Gegenzug um, wechselten die Richtung zur Heimfahrt. Der elektrische Betrieb auf der Strecke Heidelberg-Heilbronn war eröffnet. Zeitgewinn im Personenverkehr zwischen diesen Städten: immerhin eine Viertelstunde. Einsparung im Güterverkehr: ganze 45 Minuten.

Zur Jahreswende 1970/1971 war der technische Umbau zur elektrischen Bahnstrecke gestartet worden. Am Einfahrtsignal bei der Hirschhorner Landstraße in Eberbach wurde im Januar 1971 der allererste Elektromast der ganzen Distanz aufgestellt. Wegen der zusätzlichen Fahrdrähte mussten die Tunnelsohlen abgesenkt werden. In der Nacht zum 26. Oktober 1971 stürzte dabei im Eberbacher Scheuerberg teilweise das Gewölbe ein. Gerade noch konnten sich 25 Arbeiter retten. 

Mit der Eröffnungsfahrt im September 1972 war aber die Zeit der Dampfzüge noch nicht ganz vorbei. Vorerst wurden im unteren Neckartal nur die Güterzüge elektrisch gezogen. Ein einziger Personenzug rollte ohne Feuer, alle anderen hatten weiterhin eine Dampf- oder Diesellok vorgespannt. Bis zum 27. Dezember 1972. Als allerletzte Dampflokomotive fuhr die 052 450, mit einem Trauerkranz geschmückt, auch durch Eberbach - vom Bahnbetriebswerk Mannheim in die neue Heimat Hof geschickt. Nach 132 Jahren endete die Zeit der Dampflokomotiven in Baden.

Die Umstellung auf elektrischen Zugbetrieb hatte gerade auch für Eberbach einen ganz gehörigen Nebeneffekt. Es gab Zeiten, da musste die heimische Feuerwehr in der dürren Jahreszeit gleich mehrmals am Tag zu Bahndammbränden ausrücken. Besonders gefährdet war die Strecke bei der Teufelskanzel zwischen Lindach und Eberbach. Die Dampflok-Führer schürten vor der Einfahrt in den Bahnhof noch einmal die glühenden Kohlen auf die Gleise. 

Neckarabwärts war es die Hirschhorner Feuerwehr, die vor dem Feuerbergtunnel ihre liebe Not mit der Glut neben den Schienen hatte. Die Deutsche Bundesbahn hat mit der Elektrifizierung also nicht nur in Bezug auf die künftige ausbleibende Verqualmung der Landschaft ein Stück Umweltschutz-Geschichte geschrieben.

INFO. 23. Mai 1879: Eröffnung der Neckartalbahn; Alt-Eberbach hatte 4 000 Einwohner. 1908: Baubeginn für ein zweites Gleis auf der Strecke. Seit Dezember 2003: S-Bahn RheinNeckar.


Die letzte Fahrt einer Dampf-Lok in Eberbach.

Die festlich geschmückte erste elektrische Lok.

Foto/Repros: Rainer Hofmeyer
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