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Heiner Knaub

Ein Schüler des Bauhauses blieb seiner Heimatstadt Eberbach stets verbunden

Zu seinen Lehrern zählten u. a. Paul Klee und Wassily Kandinsky.

Von Raimund Klingbeil
Heiner Knaub
* 26. Januar 1904 Eberbach   † 29. Dezember 1975 Eberbach

In den letzten Tages des Jahres 1975, am 29.Dezember, verstarb nach langem, schwerem Leiden der Eberbacher Maler Heiner (Heinrich) Knaub. Mit ihm verlor Eberbach einen bedeutenden Sohn der Stadt und einen Bürger, der sich in vielfältiger Weise um seine Heimatstadt verdient gemacht hat.

Werden und Wirken

Am 26. Januar 1904 in Eberbach geboren, besuchte Heiner Knaub nach der Schulzeit zunächst das Lehrerseminar in Karlsruhe. Er schwankte lange, ob er Musiker werden – er war in den Zwanzigerjahren der führende Geiger im damaligen Eberbacher Orchesterverein – oder sich der darstellenden Kunst zuwenden sollte.

Die Frage wurde zugunsten der darstellenden Kunst entschieden, als er eine Ausbildungsstelle am Bauhaus in Dessau erhielt.
Zu seinen Lehrern zählten u. a. Paul Klee und Wassily Kandinsky. Die Maximen des Bauhauses, handwerkliches Können, strenge Linienführung und Konzentration auf das Wesentliche, wurden für Heiner Knaub richtungsweisend. Nachdem er noch zwei Jahre an der Kunstakademie in München studiert hatte, ließ er sich in Mannheim nieder als künstlerischer Leiter einer Glasmalerei und als freischaffender Künstler. Diese Laufbahn wurde durch den Zweiten Weltkrieg jäh unterbrochen.

Erst spät kam Heiner Knaub aus russischer Kriegsgefangenschaft nach Eberbach zurück, sein Atelier in Mannheim war einem Bombenangriff zum Opfer gefallen.

Der Neuaufbau der Existenz war schwierig. Nach einer vorübergehenden Tätigkeit als Journalist übernahm Heiner Knaub schließlich eine Lehrerstelle an der Berufsschule in Heidelberg, daneben nahm er seine künstlerische Tätigkeit wieder auf.
Die Eindrücke mehrerer Studienreisen nach Italien wurden in zahlreichen Aquarellen und Zeichnungen festgehalten. Seine letzte große Reise führte ihn nach Paris; danach erkrankte er hoffnungslos. Nachdem er noch das Weihnachtsfest im Familienkreise hatte feiern können, schloß er am 29. Dezember 1975 seine Augen für immer.

Werk und Würdigung

Werke von Knaub sind u. a. im Eberbacher Krankenhaus (Pferdegruppe) sowie eine mindestens sechs Meter breite Großplastik im Gymnasium (Metall-Relief im Treppenhaus), die handwerklich von einem Eberbacher Schlossereibetrieb umgesetzt wurde.  Sie wurde 2006 mit dem Schweißbrenner zerlegt und demontiert, schließlich im Tiefkeller der Turnhalle eingelagert. Bei sich bietender Gelegenheit soll sie wieder aufgehängt und ausgestellt werden.

Auch als Gebrauchsgraphiker wirkte Knaub in Eberbach. In Leserbriefen setzte er sich engagiert für städtebauliche Belange seiner Heimatstadt ein. Auf dem Gebiet der Musik betätigte er sich aktiv in mehreren Abendmusiken der 50er-Jahre sowie in privatem Kreise.
So rundet sich das Bild eines vielseitigen Menschen, der bei aller Bescheidenheit nachdrückliche Akzente in seiner Heimatstadt setzte als Künstler, als Bürger und als Mensch. 

Ein Teil von Knaubs künstlerischem Nachlass wurde von seiner Familie der Stadt Eberbach (unter Bürgermeister Horst Schlesinger) überlassen und im "Heiner-Knaub-Saal", dem großen Sitzungssaal  im ehemaligen Kurmittelzentrum in der Kellereistraße 34, untergebracht.
Nach dem Verkauf des Kurmittelzentrums wurden die Exponate ins Kurhaus verlegt. 
Der Kleine Saal im ersten Obergeschoss der Stadthalle, der sog. Heiner-Knaub-Saal, ist im Jahr 2007 umgewidmet worden und hat dadurch auch seinen Namen verloren. Er dient nun der Stadtbücherei als Bibliothekssaal und Veranstaltungsraum. 
Dann wechselte die Präsentation in die Restaurationsräume der Stadthalle, wo die Besitzer des Restaurants inzwischen auf die Leihgaben verzichteten. Heiner Knaubs Bilder werden seit 2019 im 3. Obergeschoss des Rathauses präsentiert.
 
Im Dienstzimmer des Schulleiters des Hohenstaufen-Gymnasiums hing auch Jahrzehnte lang ein Bild von Heiner Knaub (Motiv: Pfarrhof in Eberbach). Das Bild ist heute abgehängt.



Werbung für das Stadtcafé in der Eberbacher Bahnhofstraße.

Knaub gestaltete 1951 den Kinosaal in den Anker-Lichtspielen, u. a. mit d-c-fix-Klebefolien unterhalb der Leinwand.
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